Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Theorienüber und Definitionen von "Religion" oder "Religionen", von "Religiosität" und "Religionsgemeinschaften".
In dieser pluralen Theologie der Religionen wird zwischen "Religiosität" als subjektiv-anthropologischer Erscheinung, "Religionen" als kulturellen Zeichensystemen und "Religionsgemeinschaften" als sozialen Strukturen der Menschen, die gemeinsame religiöse Zeichensysteme verwenden, differenziert.
Für diese drei Begriffe werden folgende Definitionen vorausgesetzt:
Religionen sind kulturelle Zeichensysteme, die Verhaltensmodelle,
Kommunikationsformen und Deutungsschemata umfassen, mit denen Menschen sich
selbst und die faktische Realität ihrer Lebenswelt transzendieren, indem sie ihr Herz an
jemanden oder etwas hängen, von dem sie Fülle, Heil, Sinn und Orientierung in ihrem
Leben erfahren.
Religiosität beinhaltet die Fähigkeit und Neigung von Menschen, sich selbst und die
faktische Realität ihrer Lebenswelt zu transzendieren, indem sie ihr Herz an jemanden
oder etwas hängen, von dem sie Fülle, Heil, Sinn und Orientierung in ihrem Leben
erwarten, das Verhalten, durch das sie diese Fähigkeit und Neigung realisieren, ihre
Kommunikation mit Bezug zur Transzendenz und die konkreten Erfahrungen, die sie
dabei machen.
Religionsgemeinschaften sind Gruppen von Menschen, die gemeinsam bestimmte
religiöse Zeichensysteme als Modelle für Verhalten, das sie selbst und die faktische
Realität ihrer Lebenswelt transzendiert, als Formen der transzendierenden
Kommunikation und als Schemata zur Deutung transzendierender Erfahrungen
verwenden.
Die Religiosiät von Menschen beruht demnach auf anthropologischen Voraussetzungen, die es den Menschen als biologischen Organismen mit Bewusstsein, Emotionalität und Bindungsverhalten ermöglichen, sich selbst und die empirisch wahrnehmbare Faktizität ihrer Lebenswelt zu transzendieren.
Das Transzendieren der Faktizität geschieht dabei durch intersubjektives, kommunikatives Handeln mit religiösen Zeichensystemen.
Die religiösen Zeichen- und Kommunikationssysteme umfassen persönliche Einstellungen, Emotionen und Motivationen,
Vorstellungenüber Transzendentes und Immanentes,
religionsspezifische Zeichen und Symbole,
religiöse Sprache und Texte wie Mythen, Hymnen und Gebete,
religiöse Handlungen oder Rituale,
materielle Gegenstände und Gebäude mit religiöser Bedeutung,
gemeinschaftliche Strukturen
sowie Regeln, Normen und Werte für das Verhalten.